Seriously mad but quite normal: Sprachliche Umkehrung

26. Juli 2013

Sprachliche Umkehrung

  
Wenn das Wetter wieder einmal "über die Stränge" schlägt und sich von seiner extremen Seite zeigt, wenn starke Stürme mit Orkanböen, Hagelschlag und/oder Starkregen über uns hereinbrechen, dann behelfen wir uns, indem wir dieser so intensiven Witterung (obwohl die doch eigentlich Tiere, bevorzugt aus der Familie der Canidae, aufnehmen) einfach jegliche Wettereigenschaften absprechen. Ab diesem Punkt bezeichnen wir das Ganze einfach als

Unwetter.

In diesem Zusammenhang ist auch ein Begriff zu nennen, der häufig in den Nachrichten auftaucht, aber ebenso oft in Wetterprognosen Verwendung findet. Da ist die Rede von "unwetterartigen* Regenfällen". Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass es sich hier um eine meteorologische Besonderheit handelt. Ich glaube es besteht Konsens, dass es sich bei Regen so ziemlich eindeutig um ein Wetterphänomen handelt. Nun gibt es aber scheinbar Niederschläge, die "nicht dem Wetter zuzuordnen" (das ist die Bedeutung von: unwetterartig) sind. Hier sind wir nun in der luxuriösen Lage, ein Wetterereignis (Regenfälle) zu haben, das sich jedoch allem Anschein nach der Verortung unter dem Begriff "Wetter" entzieht. Das gibt es, glaube ich, ausserhalb des deutschen Sprachraums nicht. Ich wusste es ja schon immer: Wir sind einzigartig!


© drago 2013 


*Erklärung: "un-" ist eine deutsche Vorsilbe, die den Bedeutungsinhalt von Adjektiva und Substantiva verneint, ihn also ins Gegenteil verkehrt. Beispiele dazu sind: gut - ungut (= schlecht), sauber - unsauber (= schmutzig) oder auch: Gehorsam - Ungehorsam (= nicht Gehorsam leistend) etc. etc. pp.

Dem zufolge ist ein "Unwetter" also "kein Wetter", weshalb man gemeinhin auch sagt: "Also, das ist doch kein Wetter!" Dem entsprechend bedeutet eben "unwetterartig" schlicht "nicht nach Art eines Wetters" oder "nicht dem Wetter zugehörig". 

Nach dieser Logik fällt mir gerade auf, dass es da noch weitere Fälle auch in anderen Zusammenhängen gibt, z.B. "gezogen - ungezogen". Aber das ist eine andere Geschichte, und soll ein andermal erzählt werden (um hier einmal den unvergleichlichen Michael Ende zu zitieren).

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