Seriously mad but quite normal: Die etwas andere Buchbesprechung

23. April 2014

Die etwas andere Buchbesprechung

                                                           

Vorab will ich gleich einräumen, dass ich seit Jahren ein bekennender Fan von Eric-Emmanuel Schmitt bin. All seinen Büchern wohnt, wie ich finde, ein gewisser Zauber inne. Seine Sprache ist leicht und dennoch tief, seine Romane sind ausdrucksstark und sie verströmen eine Sinnhaftigkeit und Gedankenkraft, welche in der Unterhaltungsliteratur unserer Tage ihresgleichen sucht. 

Dass diese Buchbesprechung - eigentlich ja nicht so mein Metier - etwas anders ist, liegt daran, dass ich von dem zu besprechenden  Buch gerade einmal die allererste Seite gelesen habe. Aber bereits sie hat mich veranlasst, diese Zeilen zu schreiben. Es handelt sich um den Roman

Die Frau im Spiegel 

Auf 430 Seiten beschreibt Schmitt darin das Leben und die Entwicklung dreier Frauen. Dabei soll er diese in vielen Facetten aufscheinen lassen, wie uns der Klappentext sagt. Das glaube ich, weil ich diesem Autor aus Erfahrung derlei allemal zutraue.

Was hat nun dazu geführt, dass ich dieses Buch hier entgegen sonstigen Verhaltens bespreche?

Ich will es gern verraten. Es war ein Satz. Ein einziger Satz auf der ersten Seite des Werkes. Ich habe das Buch geschenkt bekommen, weil man weiß, dass ich den Autor schätze. Und wenn ich selbst Bücher kaufe, so lese ich für gewöhnlich den ersten und den letzten Satz erst einmal im Buchladen. Entsteht aus diesen beiden Sätzen ein gedanklicher Sog in mir, dann ist das Buch gekauft. Auch hier habe ich es so gehalten. Und ich hätte das Buch auch selbst gekauft. Doch ich schweife ab. Es war also ein einzelner Satz, der mich dazu brachte, hier ein Buch zu empfehlen, das ich selbst noch gar nicht gelesen habe. Diesen Satz werde ich zum Ende dieses Beitrags anfügen. Mich hat er dazu angeregt, dieses Buch jetzt ohne Pause zu verschlingen. Ich finde ihn berührend, zauberhaft, schön, tief, nachdenkenswert. Es ist ein Satz, wie er nur alle paar Jahre gelingt. Und bei weitem nicht jedem. Allein dieser Satz macht das Buch lesenswert. Selbst wenn danach, was bei Eric-Emmanuel Schmitt gottseidank nicht zu befürchten steht, nur noch Mist kommen sollte, wäre allein dieser eine Satz das Geld für dieses Buch wert gewesen. Wie man erkennen kann, bin ich begeistert, geradezu enthusiastisch. Ja, und genau deswegen möchte ich allen dieses Werk so dringend ans Herz legen. Wenn man Literatur liebt, dann kommt man an diesem Opus nicht vorbei. Doch ich möchte niemanden länger auf die Folter spannen. Hier ist dieser unvergleichliche, magische Satz:

"Trotz des anhaltenden Geplappers 
konnte Anne hören, wie die Stille 
durch das Zimmer flog, eine seltsame, 
friedliche, dichte Stille von weither, 
die eine Botschaft überbrachte, 
welche vom Geschnatter der 
Klatschweiber übertönt wurde." 

Grandios, nicht wahr?! Viel Spaß beim Lesen wünsche ich allen, die ich mit meinen ungelenken Worten habe anzünden können. Ich glaube, wir werden von Buch und Autor nicht enttäuscht werden. Vielleicht schreibt ja jemand davor, dabei, danach einen Kommentar und es entsteht ein Austausch. So long!

                      

© drago 2014


Eric-Emmanuel Schmitt: "Die Frau im Spiegel", S. Fischer Verlag, ISBN 978-3-596-19556-5

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